Der frühe Vogel kann mich mal: Überlebensgrundlagen für morgendliche Trainingseiniheiten

Die Meisten von uns, die einem normalen Job nachgehen oder aber schon ins (Halb)Profilager gewechselt sind, kennen diese Grausamkeit: Training vor dem Aufstehen. Irgend so ein Dödel hat mal wieder eine vorfrühstückliche Laufeinheit oder auch eine “Fast-noch-mitten-in-der-Nacht”-Radausfahrt in den Trainingsplan geschrieben oder will uns nötigen, vom Bett direkt ins Schwimmbecken zu springen. Da ist die Laune und die Motivation schon mal schnell dahin und (sofern man darauf achten muss) der Familienfrieden in Gefahr. Was also ist zu tun, um den Tag noch zu retten?

Was dass Familienleben angeht, ist die Sachlage recht eindeutig und das Problem sehr schnell zu beheben: Raus aus den Federn, wenn alle noch schlafen, damit  umgeht man die morgemuffeligen Konfrontationen. Es empfiehlt sich aber, vorher die Reaktionszeit zu trainieren, die man benötigt, den auf 5:00 Uhr gestellten Wecker zum Schweigen zu bringen, denn dies sollte gelingen, bevor etwaige Mitschläfer aus ihren Träumen gerissen werden – dies würde unweigerlich wieder direkt zu schon erwähnter Konfrontation führen. Sollte der Rest des sozialen Umfeldes noch früher aufstehen, so ist dieser Rat eh hinfällig, denn in diesem Fall sind in der Regel bereits Krisenbewältigungspläne von allen beteiligten Parteien ausgearbeitet und mehr oder weniger erfolgreich erprobt worden.
Ebenso ist es ratsam, die benötigten Sport-Utensilien bereits am Vorabend aus dem Kleiderschrank an einen schallsicheren Ort zu transferieren. Auch hier reagieren Mitschläfer/innen äußert sensibel, wenn man anfängt, das Fahrrad morgens im Schlafzimmer startklar zu machen oder auf der Suche nach einem frischen Laufshirt durch die entsprechenden Schubladen diverser Schlafzimmermöbel marodiert.

Die sozialen Probleme des früh morgendlichen Trainings lassen sich also vergleichsweise einfach in den Griff bekommen. Was aber, wenn es gerade nicht Gewittert und auch sonst keine Naturkatastrophe angekündigt wurde, die einen vor der Trainingseinheit retten könnte. Denn eigentlich könnte man noch zwei Stunden in den Federn verbringen, bevor man sein normales Tagewerk vollbringen müsste. Was spricht eigentlich dagegen, die Trainingseinheit auf Abends zu verlegen? Ist Schwimmen  um diese Uhrzeit überhaupt gesund und werden die Bahnen nicht sowieso von der Renter-Frühschicht in Anspruch genommen?

Es ist einfach eine Tatsache, dass das früh morgendliche Training von den meisten Sportlern noch einmal eine Portion Extramotivation verlangt und das ganz besonders in Fällen, wo man weiß, dass man nicht nur entspannt durch den Wald traben oder am Warmbadetag ein wenig im Schwimmbecken dümpeln darf. Nichts im gesamten Körper fühlt sich in irgend einer Form danach an, leistungsbereit zu sein und man ist schon genug damit beschäftigt, seine Arme und Beine so zu sortieren, dass man auf dem Weg ins Badezimmer nicht gegen den Türrahmen läuft.

Was also ist zu tun, damit man solche Einheiten halbwegs unbeschadet übersteht und sich auch dauerhaft für frühes Training motivieren kann?

  1. Routinen schaffen
    Es hört sich simpel an, ist aber einer der entscheidenden Punkte: Das Training am Morgen muss Teil der Routine werden, genau so wie das Zähneputzen oder das Frühstücken (nach dem Training am Morgen zu duschen ist übrigens auch eine empfehlenswerte Routine, wenn man sein soziales Umfeld nicht dauerhaft verkleinern möchte).
    Gerade in den ersten Wochen ist es hart, eine solche Routine zu schaffen. Hier hilft es, bereits am Vorabend alles für die morgendliche Einheit vorzubereiten, die Laufkleidung bereit zu legen oder die Schwimmutensilien zu packen.
    Entscheidend ist auch, sich nicht  aufgrund minimal widriger Umstände entmutigen zu lassen. Regen oder Kälte dürfen als Ausrede nicht herhalten. Wer morgens trainieren will ist sich dessen bewusst und passt seine Sportbekleidung entsprechend an. Es sei aber darauf hingewiesen, dass regensichere Badebekleidung nicht unbedingt notwendig ist.
  2. Keine Hektik
    Auch wenn das Training am Morgen normalerweise zeitlich von den weiteren Tagesaktivitäten bestimmt wird, sollte man sich immer ein wenig Zeit davor nehmen, diese auch mit einkalkulieren und lieber noch einmal 30 Minuten zusätzlich einplanen. Körper und vor Allem die Koordinationsfähigkeit müssen erstmal auf Betriebstemperatur gebracht werden und dafür sollte man sich ausreichend Zeit gönnen – wenn keine Nüchterneinheiten geplant sind eventuell schon mit einem leichten Frühstück. Es ist wenig zielführend, vom Bett direkt in die Laufklamotten zu hüpfen und loszuwetzen, nur um sich dann an der ersten Wurzel die Hacke zu brechen, weil man seine Beine nicht sortiert bekommt.
    Wenn man sich ein wenig Zeit für ein Warm-Up und vielleicht ein paar koordinative Übungen lässt und somit eventuelle Startschwierigkeiten aus dem Weg räumt, kann das die Motivationslage für solche Einheiten deutlich verbessern.
  3. Mentale Motivation
    Es hilft mental ungemein, wenn man sich die positiven Aspekte des frühen Trainings immer wieder ins Gedächtnis ruft. Beim Lauf hat man den Wald oder den Park fast für sich alleine (beim Schwimmen trifft da leider oft eher das Gegenteil zu – der Rentner-Treff ist immer noch früher da), und bei Radeinheiten ist man gerade am Wochenende zu den  besagten Uhrzeiten mehr oder weniger König der Landstraße.
    Zudem kann man den restlichen Tag mit dem positiven Gefühl angehen, bereits erfolgreich etwas geleistet zu haben.
    Im Frühling und Sommer kommt häufig noch hinzu, dass gerade früh Morgens optimale Temperaturen herrschen und sich ein Training somit um Einiges angenehmer anfühlt, als Mittags oder Nachmittags.
    Diese Aufzählung ließe sich noch weiter fortsetzen und mit Sicherheit hat jeder seine eigenen Präferenzen. Wichtig ist nur, sich mental auch darauf einlassen zu können und so mit einer positiven Grundeinstellung an diese Trainings heran zu gehen.
  4. Externe Motivation
    Wer sich nicht selber motivieren kann, der kann auf Hilfe von anderen zurück greifen – natürlich nur, wenn man jemanden kennt, der die Kunst des Frühtrainings bereits beherrscht. Hier hilf es, sich mit dieser Person zu gemeinsamen Trainingseinheiten zu verabreden. Einmaliges Absagen mag man sich selbst gegenüber dann vielleicht noch zugestehen, aber das dauerhafte Nichterscheinen zu diesen Events dürfte für das eigenen Gewissen, die sozialen Konventionen und den inneren Schweinehund zuviel sein. Wenn dem nicht so sein sollte und all dies nicht hilft, dann ist man vermutlich einer der Kandidaten, für die Training früh am Morgen tatsächlich nichts ist und man sich zeitlich anderweitig organisieren muss.

Bei all den Tipps und aller Theorie, dürfen wir aber auch eine bestimmte Gruppe nicht außer acht lassen und zwar die “Naturals”, also die Sportsfreunde, die von Natur aus immer schon früher als der Rest der Welt aufstehen und sich dann eine Beschäftigung suchen müssen, um die Zeit zu überbrücken, bis die Welt langsam in Gang kommt. Ja, Ihr habt Glück gehabt, Ihr braucht all diese Tipps und Tricks nicht, Ihr habt mit dem Sport eine Möglichkeit, die Zeit totzuschlagen, bis Ihr endlich zur Arbeit könnt oder der Bäcker aufmacht.

Vielleicht helfen diese Tipps aber all den anderen, die jeden Morgen erstmal zombiesk durch die Hallen ihrer Wohnung schlurfen, bis der erste Kaffee wirkt.

Happy Training…

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