Das Trainingslager – sinnvoll oder sinnlos?

Das neue Jahr ist nicht mehr ganz so jung, das Wetter ist eisig und die Tage sind noch kurz. Da träumt doch jeder Athlet von traumhaften Trainingsbedingungen und fernen, vor allem sonnigen, Orten. Spätestens jetzt sollte man sich Gedanken über seine Triathlonsaison machen. Welche Wettkämpfe stehen an? Wie schaffe ich mir die nötigen Grundlagenkilometer drauf? Und wann habe ich mal richtig Zeit zum trainieren?

Diejenigen, die eine Mittel- oder Langdistanz im Juni und Juli anstreben, sollten sich bewusst sein, dass die wichtigen Radkilometer im Frühjahr gemacht werden müssen. D.h. zum Programm sollten Ausfahrten bis 2h im GA1 Bereich zum Wochenprogramm gehören. Die Rolle ist hier auch ein (un)beliebtes Trainingstool. Das gilt bis in den Februar hinein. Im März sollten die Ausfahrten sukzessive länger werden. Hier kommt auch das Thema Trainingslager ins Spiel. Die Osterferien Anfang April ermöglichen es durch geschickte Urlaubsplanung die Radumfänge hoch zu schrauben. Wer jetzt mit seiner Motivation ringt bei schlechtem Wetter auf die Straße zu gehen, sollte ernsthaft über ein Trainingslager im Süden nachdenken. Idealerweise außerhalb der Osterferien, denn so lässt sich das Motivationsmomentum aus dem Trainingslager prima in die Ostertage übertragen. Und siehe da, es sind die ersten wichtigen Ausdauerkilometer fast mühelos geschafft.

Was spricht also für ein Trainingslager? Ziemlich viel. Zum einen kann sich der Athlet in ein bis zwei Wochen mal ausschließlich dem „Swim, Bike, Run, Eat, Sleep, Repeat“ hingeben. Zum anderen kann man prima dem schlechten Wetter entfliehen und gewohnte Strecken verlassen. In einer fremden Umgebung mit den Annehmlichkeiten eines Hotels lässt sich prima trainieren und Motivation für die kommenden Monate sammeln. Der Fokus in einem Trainingslager liegt dabei in erster Linie auf dem Radfahren. Daneben sollten Schwimm- und Lauftechnik nicht vernachlässigt werden. Auch das Training in einer Gruppe motiviert ungemein auch längere Einheiten zu absolvieren. Langeweile auf den immer gleichen Wegen kommt so in fremder Umgebung gar nicht erst auf.
„Das kann man doch auch daheim auf der Rolle? Das geht doch auch mit dem Crosser bei schlechtem Wetter?“ sind berechtigte Fragen. Ja sicher, aber eben nicht so leicht und schon gar nicht mit den Umfängen eines Trainingslagers. Dann also ab in den Süden, vorzugweise Mallorca. Das Radsportparadies der Balearen ist nun wirklich kein Geheimtipp mehr. Also schnell das billigste Reiseangebot gebucht und hin? Vorsicht, denn schönes Wetter allein reicht nicht ganz aus. Wer eine solche Reise auch als Horizonterweiterung versteht und etwas dazulernen will, sollte sich ein geleitetes Camp mit entsprechend erfahrenen Coaches und Guides suchen. Hier wird der geneigte Athlet neue Impulse für sein Training zu Hause mitbekommen und auch technisch ein neues Niveau erreichen.

„Ich brauche doch keinen Guide, ich habe ja mein Fahrradnavi!“ Das ist ein valides Argument. Touren lassen sich da flott erstellen und abfahren. Wer allerdings schon mal die kleine Geheimtipps auf Mallorca mit einem Navi abgefahren ist, weiß, dass man mehr auf den Computer schaut als auf die Landschaft. Und dafür Verreisen? Nein. Ein guter Guide kann obendrein noch viel mehr als Navigieren. Er kann die richtige Intensität auf unterschiedlichen Topographien für die Gruppe bestimmen. Außerdem gibt es mit einem echten Leadertypen keine Diskussionen mit Vereinskollegen, ob jetzt links, rechts oder der Schleudersitz richtig gewesen wären. Unnötige Tempoverschärfungen und Frühformvergleiche (sehr beliebt bei den Herren der Schöpfung) weiß ein guter Guide ebenfalls zum Wohle seiner Gäste zu unterbinden. Nicht zuletzt kann man sich einiges von versierten Guides abschauen.
Eine sportliche Leitung unter der Ägide eines erfahrenen Coaches oder Profis sollte vor gefährlichem Übertraining schützen und lässt im Laufe eines Camps auch viele Detailfragen zu, die das weitere Training zu Hause bereichern.

Wenn ein Athlet in der Saison große Ziele verfolgt, sich technisch und konditionell verbessern will, sollte ernsthaft über den Besuch eines geführten Camps nachgedacht werden. Es gibt zahlreiche Anbieter von Trainingslagern auf dem Markt. Hier sollte individuell geschaut werden, welche Expertise die einzelnen Angebote aufweisen. Formaufbau ist eine spezielle Angelegenheit und gehört in die Hände von Profis, die im Zweifel den Ansatz der maximalen Kilometer im Trainingscamp zu bremsen wissen. Ein Augenmerk sollte auch auf die Unterkunft gelegt werden. Schläft und isst man zwar günstig aber schlecht, ist der Spaß schnell am Ende. Ein Trainingslager in der Ferne ist also durchaus sinnvoll und zu empfehlen. Und wenn, dann darf man sich ruhig etwas gönnen. Immerhin ist es trotz sportlicher Betätigung auch noch Urlaub.

In diesem Sinne train on!

Alex

Der Autor ist Projektleiter bei TRIATHLEAD, einer Buchungsplattform für professionelle Trainingscamps und betreut seit Jahren als Guide und Campleiter Trainingscamps für alle Leistungsklassen. Für 2017 organisiert er u.a. das RYZON Legends Camp mit Nicole und Lothar Leder (18.03.-02.04.), sowie das sisu-training Camp (11.03.-18.03.).

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