Die drei wahren Anfängerfehler beim Kraulschwimmen

Kennst Du das? Du willst kraulen, aber bist nach einer Bahn schon aus der Puste? Du hast Schwimmkurse belegt, DeineTechnik ist gar nicht so schlecht, aber trotzdem zieht ein Schwimmer nach dem anderen an Dir vorbei? Du trainierst und trainierst, aber trotzdem musst Du ständig am Beckenrand pausieren, weil Du am hecheln bist wie ein deutscher Schäferhund?
Investiere drei Minuten in diesen etwas ausführlicheren Artikel und die Chancen stehen gut, dass Dein Durchbruch beim Schwimmen schon sehr bald kommt.

Ja, das Internet ist voll mit Tipps zum “richtigen” Kraulen. Oder noch besser: langjährige Profischwimmer geben Tipps zum “perfekten” Kraulen. Vielleicht hast Du schon mal einenKurs belegt für “ökonomisches” Kraulen. Bringt aber alles nichts, wenn Du schon nach wenigen Metern völlig erschöpft bist.
Ich bin kein Profischwimmer oder Profitrainer. ABER: ich habe als Erwachsener Kraulen gelernt. Und das, obwohl ich wirklich brutal talentfrei bin. Vom ersten Schwimmkurs bis zum meiner ersten olympischen Distanz (1,5 km) hat es eineinhalb Jahre gedauert. Die Bademeister im Schwimmbad haben mich liebevoll “Menderes” genannt. Glaubt mir, wenn ich es lernen kann, kann es jeder lernen!

Viele der gutgemeinten Tipps und Ratschläge haben sich leider als völlig nutzlos erwiesen. Nach meiner Erfahrung sind für einen  Anfänger vor allem drei Punkte wichtig:

1) Atmung

Wer schnell in Atemnot kommt, hat ein Atemproblem. Das liegt nicht daran, dass Deine Finger zu sehr gespreizt oder Deine Füße zu angewinkelt sind! Es ist die falsche Atmung!! Wasser ist nun mal nicht die natürliche Umgebung eines Menschen. Wenn Du schnell läufst, atmest Du schnell. Wenn Du langsam läufst, atmest Du langsam. Aber im Wasser? Dein Kopf muss zunächst einmal aus dem Wasser kommen, wenn Du Luft brauchst. Lass Dir nicht erzählen: jetzt mach mal ‘nen zweier Zug, dann dreier Zug, dann so und so. Das ist Bullshit. Beim Laufen würde Dir auch niemand sagen: jetzt atme mal bei jedem dritten Schritt ein, dann bei jedem vierten Schritt usw. Du atmest so, wie Du Luft brauchst. Logisch, eigentlich, oder?
Beim Atmen selbst gibt es hauptsächlich zwei Fehlertypen: die einen atmen zu hektisch. Die Luft wird unter Wasser zu schnell ausgepustet. Kurz einatmen, aber langsam und kontrolliert ausatmen heißt die Devise. Kann man gut im flachen Wasser im Stehen üben. Wenn es da schon nicht klappt, wie soll es dann beim Schwimmen funktionieren??

Es kann aber auch sein, dass aufgrund dieses ganzen “atme ruhig” Gelabers, Du einfach zuruhig atmest. Kraulen ist anstrengender als vor dem Fernseher sitzen, da will der Körper mit Sauerstoff versorgt werden. Schwimm’ doch mal über eine längere Strecke Brust, ich meine so wie die “Profis”, über Wasser einatmen und unter Wasser ausatmen. Wenn das auch schon in die Hose geht, dann folgendes: die kurze Phase über Wasser zum Einatmen muss besser genutzt werden. KRÄFTIG einatmen, damit unter Wasser auch wieder was raus kommt! Wenn Du das dann auf’s Kraulen überträgst, kann ein kleines Wunder passieren. Probier’ es aus!

Grundsätzlich ist die Sache mit der Atmung eine sehr individuelle Angelegenheit. Das musst Du für Dich raus finden. Zu schnell oder zu langsam? Oder mal zu schnell und mal zu langsam? Lass Dir Zeit, experimentiere ein wenig, dann findest Du DEINEN Rhythmus!

Meme_Atemrhythmus

2) Angst

Während Du das mit der Atmung wahrscheinlich noch relativ schnell eingesehen hast, kommen wir nun zu einem weniger offensichtlichen Punkt, der aber leider verdammt kriegsentscheidend ist: Angst. Mit Angst meine ich keine Panikattacken, wenn Du Wasser siehst. Wenn Du offensichtlich Angst vor Wasser hättest, würdest Du wohl nicht versuchen Kraulen zu lernen. Ich z.B. wurde von keinem professionellem Schwimmtrainer darauf hingewiesen. Hier hat meine Frau interveniert, die mich halt am besten kennt. Ich wollte es zunächst auch nicht wahrhaben. Immerhin war ich in meiner Kindheit doch Arschbombenkönig! Angst? Ich? Never!
Aber meine Frau hatte recht (wie immer, verflixt aber auch!). Der Mensch ist nunmal ein Landtier und tief in uns drin, wollen wir so schnell wie möglich an Land strampeln. Wenn wir nun Kraulschwimmen, dann wirkt sich genau dieser Instinkt aus. Und zwar in verschiedenen Formen. Zum Beispiel auf die Atmung, die automatisch hektischer wird. Oder auch auf die Wasserlage. Dein Trainer sagt vielleicht, dass Du mehr Übungen für die Rumpfstabilisation machen musst. Aber das ist noch lange nicht der Grund, weshalb du keine hundert Meter schwimmen kannst. Aufgrund von Angst geht Deine Blickrichtung immer wieder zu weit nach vorne, statt nach unten. Dadurch liegst du nicht waagrecht an der Wasseroberfläche. Hektische Bewegungen gleichen das aus, kosten aber zu viel Kraft!
Aber was tun? Als erstes muss man sich die Angst mal eingestehen, um sie dann sinnvoll bekämpfen zu können. Dazu gibt es verschiedene Übungen:

  • Einfach mal schauen wie weit man beim Tauchen kommt. Das gibt Selbstbewusstsein. Tauche ganz ruhig und kontrolliert. So kommst Du viel weiter, als wenn Du versuchst so schnell wie möglich nach vorne zu schießen. So ist das beim Kraulen auch.
  • Oder mal auf den Beckenboden sinken lassen und still verharren. Ruhig bleiben, da passiert nix.
  • Andere Übung: Toter Mann. Mit dem Gesicht nach unten auf der Wasseroberfläche treiben lassen, ruhig bleiben. Dabei stellt man fest, dass man ja gar nicht so schnell ertrinkt. Man wird bei jedem mal etwas ruhiger, die Angst wird weniger. Tip: diese Übung sollte man mit Trainingspartner machen oder zumindest vorher dem Bademeister Bescheid sagen. 🙂

Angst verschwindet nicht sofort nach dem Motto: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Aber wenn man sich die Angst zumindest ein bisschen eingesteht, dann kann man daran arbeiten. Dann wird die Angst weniger und Deine Kraultechnik besser!

Meme_Angst

3) Falsches Training

“Dreihundert Meter Einschwimmen, dann fünfzig Meter Scheibenwischer, dann 50 Meter Faustkraul!” Wer kennt das nicht.
ERDE an TRAINER! ICH KANN NACH 50m NICHT MEHR!!!!!
Trainer arbeiten meist nach festen Plänen, die aber leider oftmals so gar nicht zu Dir passen. Es wird in der Gruppe trainiert, alle machen das gleiche.
Meist muss man sich Sätze anhören wie: “Jetzt mach halt mal, nur so baust du Kondition auf.” Aber: wenn Du es schaffst 10km am Stück zu laufen, dann lass Dir nicht erzählen, dass Du nach 50m Schwimmen keine Kondition mehr hast.
Es ist bei 99,9% der Schwimmanfänger KEIN Konditionsproblem! Es ist die Ausrede, die Schwimmtrainer benutzen, wenn sie nicht weiterkommen.
Wenn Du schwimmen lernen willst, dann beachte:
Dein Trainer sollte nicht nur selbst gut schwimmen können, sondern er muss auch ein guter Coach sein. Er muss ein geschultes Auge haben und er MUSS individuell auf Dich eingehen. Alles andere ist Zeitverschwendung.

Je kleiner die Trainingsgruppe, desto einfacher ist das dann natürlich.
Wer viel alleine schwimmt oder ohne kompetente Aufsicht bekommt Technikfehler, die sich im Laufe der Zeit einschleichen, nur schwer wieder raus. Was hier auf jeden Fall helfen kann, ist eine Videoanalyse. Denn wenn man sich selbst erst einmal schwimmen sieht, sieht man die Welt danach ganz anders! Fehler lassen sich somit viel einfacher und schneller korrigieren.

Also: lieber eine Stunde in einen guten Trainer investieren, statt zehn Stunden bei so einer Flitzpiepe vergeuden.
Wenn Du merkst es hat kann Zweck, dann lieber neue Wege gehen.

Meme_Zeit

Kraulschwimmen zu lernen fällt im Erwachsenenalter sehr schwer. Aber es lohnt sich. Ich weiß, dass die drei oben genannten Punkte nur ein Anfang sein können. Das darauf folgende Training ist ein langer Prozess und bis zum richtig guten Schwimmer ist es ein langer Weg.
Hier kann Dir die Community von Ausdauerfreaks.de helfen. Also, nicht verzweifeln! Einfach loschatten, sich austauschen und informieren.

Und dann heißt es Grenzen durchbrechen: Crush your limits!

1 Kommentar

  1. Hallo,
    ja mir geht es auch ähnlich. HM laufen aber schon nach 100m kraulen konnte ich nicht mehr.
    Langsam wird es besser aber an die 800m oder 1500m am Stück ist noch nicht zu denken.
    Training in der Gruppe ist auch nicht so produktiv wie ich es erhofft hatte.
    Das gute ist jedoch das man dann auch die Technikübungen macht, statt nur seine Bahnen zu ziehen.

    Was mir persönlich sehr geholfen hat, ist meine eigene Videoanalyse. Ich denke ich habe ein Eindruck wie richtiges Kraulen aussehen sollte und sich selber mal im Video zu sehen bewirkt Wunder.
    Leider ist es im Schwimmbad nicht erlaubt zu filmen. Das ist, in diesem Kontext, sehr schade.
    Was wir gemacht habe, wir sind in einen 4m Pool gegangen und sind mit einem Zugseil/Schwimmtrainer geschwommen. Ich weiß, es ist nicht ganz dasselbe aber wir konnten und von allen Seiten filmen. Das Video haben wir dann analysiert.
    Das war sehr aufschlussreich und hat mir viel gebracht.
    Sollte ich eigentlich mal wieder machen, leider ist der Pool jetzt abgebaut.

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  1. Long swim oder Technik – so trainierst Du am effektivsten – Ausdauerfreaks

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